„Mama, ich kann nicht schlafen.“ In ihrem weißen Nachthemd steht meine älteste Tochter plötzlich wie ein Gespenst im Wohnzimmer. Meistens genau dann, wenn ich gerade den ersten Bissen vom (noch warmen) Abendessen nehmen will, etwas erledigen möchte oder versuche, einfach mal kurz durchzuatmen. Feierabend mit Kindern? Gibt’s nicht.
Von der Schwangerschaft bis heute: Müdigkeit als Dauerzustand
Seit ich Mama bin, bestimmen Augenringe und Kaffee meinen Alltag. Die Müdigkeit beginnt in der Schwangerschaft – und endet offenbar nie. Erst sind es die Hormone, dann der Bauch, später die Stillzeit … und irgendwann einfach der Familienalltag mit Kindern.
Abendroutine? Eher Spätvorführung
Tagsüber sind sie vor Müdigkeit oft aufgedreht – unser Schulkind nah am Wasser gebaut, die Jüngste beschäftigt sich mit exzessivem Daumenlutschen. Und abends? Da wollen sie einfach nicht schlafen. Das Zubettgehen zieht sich: Buch vorlesen, auf dem Bett hüpfen, noch eine Geschichte, Schlaflied, Wasser, Tee, Wärmflasche …
Wenn Mama und Papa zuerst schlafen
Beim Einschlafen fordert Alina: „Mama hinlegen“, „Mama Hand geben“. Wenn ich sage, dass ich Hunger habe, kommt prompt: „Mama im Bett essen.“ Heute, frisch vom Fitnessstudio, habe ich ihr erst aus ihrem Peppa-Pig-Buch vorgelesen – danach wollte ich einfach nur duschen. Doch nicht mit Alina: „Mama, im Bett duschen.“
Ich frage mich oft: Warum heißt das eigentlich Abendroutine? An Schlaf ist da ja nicht zu denken – zumindest bei den Kindern. Mein Freund und ich sind bei der Einschlafbegleitung auch schon öfter selbst weggedöst – noch vor den Kindern.

Manchmal höre ich nur noch ein leises Schnarchen aus dem Schlafzimmer – wenn er sich kurzerhand mit ins Bett verabschiedet, statt wieder aufzustehen. Unsere Paarzeit hat dann wieder mal Sendepause.
Machen wir was falsch?– weil unsere Kinder nicht einschlafen wollen?
Das Zubettgehen war noch nie einfach – und das seit mittlerweile acht Jahren als Mama.
Und trotzdem darf ich mich eigentlich nicht beschweren: Unsere beiden Töchter haben nachts von Anfang an recht gut durchgeschlafen. Außerdem sind sie eher Langschläferinnen – was gerade mir als Morgenmuffel schon so manchen Vormittag gerettet hat.
Natürlich gab es auch bei uns immer wieder Phasen, in denen auch das Durchschlafen schwieriger war, etwa beim Zahnen oder bei Infekten. Und aktuell stecken wir mal wieder mittendrin: Unser Nesthäkchen schafft gerade den Mittagsschlaf ab.
Da sie aber noch die Krippe besucht, wird sie dort mittags für ein bis zwei Stunden hingelegt. Kein Wunder also, dass sie abends oft erst gegen 21 Uhr zur Ruhe kommt – während andere Kinder längst schlafen.

Von Kollegen und Bekannten höre ich immer wieder: „Unsere Kinder gehen um 19 Uhr ins Bett – und schlafen sofort.“ Ich frage mich dann oftmals, ob wir irgendwas falsch machen – oder ob die einfach nur besonders entspannte Kinder haben.
Einschlafrituale, die bei uns funktionieren
In den ersten Lebenswochen war die Federwiege unsere Rettung. Abends haben wir unser Baby gepuckt, zur Beruhigung den Föhn laufen lassen oder White Noise abgespielt.
Nach ein paar Wochen ersetzte die Babyschaukel die Federwiege. Beim Einschlafen lief nun jeden Abend die Sternenlampe, die leise Kinderlieder abspielte.
Unsere Älteste bestand bis etwa zum vierten Lebensjahr auf eine abendliche Flasche Milch, die wir allmählich mit Wasser verdünnten. Noch heute wünscht sie sich zum Einschlafen oftmals einen Tee.
Auch eine Gute-Nacht-Geschichte, meist aus einem Buch ihrer Wahl, gehört zu unserem Einschlafritual. Schon früh aber wünschte sich unsere Älteste, die selbst eine blühende Fantasie hat, dass wir uns eigene Geschichten ausdenken. Natürlich genau dann, wenn man selbst nur noch ans eigene Bett denkt.
Unsere Kleine hingegen braucht vor allem eines: mich – und ihre Daumen. Ein Lieblingskuscheltier, das unbedingt beim Einschlafen dabei sein muss, haben beide nicht. Zwar besitzt unsere Große eine beeindruckende Sammlung an Plüschtieren, aber wer mit ins Bett darf, ändert sich regelmäßig. Momentan ist es Faultier Nala, das über ihr wachen darf.
Die Kleine hingegen ist seit über einem Jahr leidenschaftliche Puppenmama – bei ihr schläft eher eine Puppe im Arm als ein Plüschtier. Und natürlich: das Vorlesebuch.
Viel wichtiger als alles andere sind ihre Daumen. Seit sie etwa vier Monate alt war, lutscht sie daran – zur Beruhigung, zum Einschlafen, bei Stress, Hunger oder vollen Windeln. Ich finde das ehrlich gesagt ziemlich niedlich – mal abgesehen von der Virengefahr, wenn sie die Hände vorher nicht waschen konnte. Nur leider hat das Ganze auch seinen Preis: Ihr Gaumen ist inzwischen leicht verformt.
Kaffee, Powernaps und die stille Hoffnung auf Schlaf
Manchmal, wenn die Einschlafbegleitung wieder länger gedauert hat und die Nächte entsprechend kurz waren, hilft mir selbst die dritte Tasse Kaffee am nächsten Tag nicht mehr. Dann brauche ich eine halbe Stunde Meditation oder einen Powernap – aber wehe, ich schlafe zu lange. Danach ist der Tag gelaufen, und ich fühle mich total gerädert. Und wenn auch das nicht reicht, greife ich abends manchmal zur Cola oder gönne mir einen Espresso zum Abendessen.
Na dann: Gute Nacht – irgendwann. Vielleicht …
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