Das Fetale Alkoholsyndrom (FAS) ist in Deutschland immer noch die häufigste, nicht genetische Behinderung bei Neugeborenen – obwohl das Syndrom sich leicht vermeiden lässt. Darum klären wir, zusammen mit vielen anderen, seit mittlerweile 10 Jahren darüber auf, dass ein Gläschen Sekt in der Schwangerschaft sehr wohl schaden kann.
Folgende Zahlen und Informationen bekommst du nachfolgend zu lesen:
Alkoholkonsum in Deutschland in Zahlen – der Trend zeigt nach unten
Erst einmal die gute Nachricht: Prinzipiell geht der Trend in Deutschland dazu, weniger Alkohol zu trinken. Und auch die Auswahl an alkoholfreien Alternativen, wie Bier, das wirklich 0,0 % Alkohol enthält, wird stetig größer. Allerdings nimmt Deutschland mit durchschnittlich 120,7 Litern Alkohol pro Kopf im Jahr 2021 immer noch einen der vorderen Plätze ein. Zum Vergleich: 2011 waren es noch 139,6 Liter pro Kopf und 2003 147,3 Liter. In einer Statistik der OECD kamen wir im Jahr 2019 unter 44 Nationen auf Platz 13. Weltweit ist der Alkoholkonsum laut einer Studie der WHO zwischen 2017 und 2019 allerdings gestiegen.
Es wird vermutet, dass die Zahlen bei uns zurückgehen, weil die Haltung gegenüber Alkohol in der Gesellschaft kritischer geworden ist. So gilt bereits seit 2007 die Null-Promille-Grenze für Autofahrende bis zum Alter von 21 Jahren. Gesundheit, Sport und gesunde Ernährung sind Themen, die heute in den Sozialen Medien publik gemacht werden.
Und auch die Corona-Pandemie hatte ein Gutes, zumindest, wenn es um den Alkoholkonsum geht: Der Konsum von Bier sank 2020 um ganze 5 Liter pro Kopf, der stärkste Einbruch seit 1993. Was allerdings hauptsächlich an abgesagten Festen und geschlossenen Clubs, Bars und Restaurants liegt.
Zahlen zum Alkoholkonsum in der Schwangerschaft – jede vierte Schwangere trinkt gelegentlich Alkohol
Auch hier die positive Nachricht zuerst: Das Bewusstsein, dass Alkohol dem Ungeborenen schadet, wächst. In einer Forsa-Umfrage gaben 2017 rund 90 Prozent der Befragten an, dass Alkohol in der Schwangerschaft problematisch für das ungeborene Kind ist.
Dafür gaben in einer internationalen Studie, ebenfalls 2017, ein Viertel der Frauen in Deutschland an, in der Schwangerschaft gelegentlich Alkohol zu trinken (veröffentlich im Fachmagazin „The Lancet Global Health“). In der Studie „Gesundheit in Deutschland Aktuell“ (GEDA, 2017) hatte rund ein Fünftel der Schwangeren einen moderaten und rund acht Prozent sogar einen riskanten Alkoholkonsum. Zwölf Prozent der Teilnehmerinnen gaben an, einmal pro Monat fünf oder mehr alkoholische Getränke zu trinken. Interessant ist dabei zudem die Tatsache, dass ein moderater Alkoholkonsum in der Schwangerschaft in der Gruppe der Akademikerinnen am höchsten ist. (Fälle, in denen die Frauen noch nichts von ihrer Schwangerschaft wussten, wurden in der Studie übrigens herausgerechnet.)
Auch in Europa insgesamt greift im Durchschnitt jede vierte Frau während der Schwangerschaft zu alkoholischen Getränken. Die fünf Staaten in Europa mit dem höchsten Anteil alkoholtrinkender Schwangerer sind laut der internationalen Studie demnach:
- Irland, wo im Schnitt 60 von hundert Schwangeren mindestens einmal Alkohol trinken,
- Weißrussland mit 47 Prozent,
- Dänemark mit 46 Prozent,
- Großbritannien mit 41 Prozent und
- Russland mit einem Anteil von 37 Prozent.
Warnhinweise für Schwangere auf Bier und anderen alkoholischen Getränken gefordert
Expert:innen und Betroffene, die sich mit den Auswirkungen des FAS beschäftigen, fordern schon lange verschiedene Maßnahmen, um Ungeborene zu schützen. Ludwig Kraus, Leiter einer Studie zum Thema FAS am Münchner Institut für Therapieforschung (IFT), schlägt zum Beispiel vor Alkohol höher zu besteuern, Werbung für alkoholische Getränke zu limitieren und den Alkoholkonsum von Frauen bei Arztbesuchen zum Thema zu machen.
Verschiedene Verbände fordern seit Langem deutlichere Warnhinweise auf Bier und Spirituosen, wie zum Beispiel der FASD Deutschland e. V. oder das Portal der Verbraucherzentralen „Lebensmittelklarheit“. Gisela Michalowski, Vorsitzende von FASD Deutschland e. V., fordert einen gut sichtbaren Warnhinweis, der das halbe Etikett von Alkoholika bedeckt, um auch wirklich aufzufallen.
In Frankreich und England ist der Warnhinweis für Schwangere auf alkoholischen Getränken vorgeschrieben und auch bei uns findet er sich auf vielen alkoholhaltigen Getränken, allerdings versteckt auf dem Etikett auf der Rückseite.
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