Introduction

Naturkindergarten oder klassischer Kindergarten?

Naturkindergarten oder klassischer Kindergarten?

Alle Eltern kündigen es an – Die Zeit mit den Kleinen vergeht rasend schnell. Gefühlt haben wir gerade die Kita-Eingewöhnung hinter uns, da geht es schon an die Suche nach dem Kindergartenplatz. Unsere aktuelle Einrichtung endet zum Sommer 2025 und jetzt stellt sich die Frage: Naturkindergarten oder klassischer Kindergarten?

Ganz ursprünglich hatte ich schon bei der Kitasuche an eine Wald-Kita gedacht. In einer Stadt wie München gibt es wenig Wald in der Innenstadt, sodass alle wirklichen Waldkindergärten weiter entfernt sind. Der logistische Aufwand für eine alleinerziehende Mama steht da für mich nicht im Verhältnis zu einem schönen Konzept. Perspektivisch möchte ich die Stadt verlassen und ländlicher Leben. Aktuell ist aber nichts spruchreif und so schaue ich an unserem aktuellen Wohnort nach einem Kindergartenplatz ab September 2025. Tatsächlich gibt es einige Naturkindergärten entlang der Isarauen.

Warum Naturkindergarten?

In meiner Wunschvorstellung spielt mein Sohn den ganzen Tag inmitten der Natur. Ohne digitale Geräte, ohne blinkendes Spielzeug, ohne künstliches Licht. Ich glaube, dass die Natur uns so ziemlich alles bietet, was wir brauchen. Sie ist Kraftquelle und Lernraum. Ich glaube, dass die Natur unser natürlicher Lebensraum ist und der Beton nicht unserer Natur entspricht.

Nach einem Burnout durfte ich erfahren, wie kraftvoll und erdend die Natur ist. Bis zu dem Zeitpunkt hatte ich das nicht mehr wahrgenommen. Ich wünsche mir, dass mein Sohn seine Sinne und Kanäle gleich frei und offen lässt und nicht später mühsam wieder erlernen muss. Ich wünsche mir, dass er Selbstregulation & Selbstwirksamkeit mithilfe der Natur erfährt. Für mich gibt es nichts schöneres, als den ganzen Tag frische Luft zu atmen und wohlig heimzukommen. Das kommt in einer Stadt wie München oftmals zu kurz. Ich höre mich ständig „Achtung, Stopp Straße, langsam usw.“ sagen und würde ihn so gerne noch freier explorieren lassen können. Das geht dann in den Isarauen deutlich besser und ich habe die Vorstellung, dass er es in einem Naturkindergarten mithilfe der Naturpädagogik kann.

Wenn nicht er, wer dann

Generell ist er ein offenes, neugieriges und empathisches Kind, dass gern auf Menschen zugeht. Er ist ständig in Bewegung und möchte explorieren. Nie höre ich, dass er heim mag. Er mag immer raus.

Bei Wind & Wetter sind wir so viel draußen, wie es nur geht. Das ist einer der Gründe, warum ich ihn draußen sehe. Wir waren schon im Dauerregen Zelten und er hatte seinen Spaß. Er war noch im Oktober nackig in den Osterseen baden. Er nimmt jede Matschpfütze mit und er liebt es. Ein absoluter Naturbursche.

Kriterium: Zeit in der Natur

In den klassischen Kitas bzw. Kindergärten ist es so, dass einige täglich rausgehen und manche gar nicht. Bei uns gehen sie im Winter kaum raus und so „muss“ ich ihm das nachmittags ermöglichen. Er fordert es regelrecht ein und er braucht es zur Regulation nach dem anstrengenden Kita-Alltag, der geprägt von Regeln ist.

Naturkindergärten sind Elterninitiativen

Die Entscheidung, ob Natur- bzw. Waldkindergarten oder klassischer Kindergarten will, gut überlegt sein. Naturkindergärten sind Elterninitiativen und das bedeutet im ersten Schritt Mehraufwand für die Eltern. Die Betreuungszeiten sind deutlich kürzer. Das Essen muss teilweise für den kompletten Tag oder für alle Kinder mitgebracht werden.

Im Bewerbungsprozess wird abgefragt, wie man sich einbringen mag in den Verein. Ich arbeite freiberuflich und kann mir die Zeit frei einteilen. Ich habe ein Auto und kann gut Dinge transportieren. Ich kann gut organisieren & Marketing machen. In der Küche liegt nicht meine Stärke und so wäre es für mich Energieraubend, wieder mehr Essen zubereiten zu müssen.

Das Positive an Elterninitiativen ist eine engere Verbindung miteinander und ein engerer Kontakt zur Einrichtung. Alles ist also intensiver und damit gehe ich mehr in Resonanz als zum jetzigen Zustand. Aktuell gebe ich meinen Sohn morgens in die Kita, hole ihn nachmittags und der Austausch mit Erziehern und Eltern ist sehr dürftig. Aus diesem Grund hatte ich „private“ Treffen am Nachmittag organisiert. Den Austausch und die Begegnung untereinander finde ich enorm wichtig.

Klassischer Kindergarten entfacht kein Feuer in mir

Ich habe mich bei einem einzigen klassischen Kindergarten beworben, weil da eine Freundin von meinem Sohn ist. Die beiden mögen sich sehr, spielen oft zusammen und das wäre für mich das einzige Argument für diese Einrichtung. Mit den pädagogischen Konzepten bin ich von Anfang an nicht in Resonanz gegangen und jetzt, nachdem ich die Anwendung bei meinem Sohn erlebe, noch viel weniger. Die Wertevermittlung auf Basis von Montessori, Pikler und Juul finde ich da nicht wieder und das ist die Basis meiner Begleitung.

Die Bewerbung läuft ausschließlich über den Kita-Finder der Stadt München. Es wird dann nach einem Punktesystem anhand verschiedener Kriterien entschieden, wie z.B. Entfernung vom Wohnort, Arbeitsstunden der Eltern. Bei den Elterninitiativen läuft die Bewerbung individuell per E-Mail und meist mit Elternbrief.

Kriterium: Wir brauchen einen Mann

Wir haben keine Familie im Hintergrund, denn ich bin früh von daheim weg aufgrund von Gewalterfahrungen. Mein Sohn hat außer mir wenige Bezugspersonen und darunter keine Männer. Ich merke, wie es immer wichtiger für ihn wird, Zeit mit Männern zu verbringen. Auf dem Spielplatz geht er z.B. direkt zu Männern, nimmt sie an die Hand und fordert sie zum Spiel auf. Ich würde mich unglaublich freuen, wenn mit einem männlichen Erzieher seine erste männliche Bezugsperson in sein Leben kommt. Nach diesem Kriterium schaue ich verstärkt bei der Suche.

Naturkindergarten oder klassischer Kindergarten

Letztendlich werde ich beide Bewerbungsprozesse durchlaufen und schaue dann, was sich stimmig anfühlt. Die Naturkindergärten bieten teilweise Probetage an. Dieses Konzept finde ich wunderbar.

Ich glaube, das Schicksal spielt zu, was passend ist und wir dürfen offen in jede Richtung bleiben. Schließlich kann es das pädagogisch wertvollste Konzept in wunderbarer Natur geben und mein Sohn mag vielleicht gar nicht hin oder er mag die Erzieher nicht oder er will vielleicht doch lieber drin sein. Es bleibt spannend und ich werde berichten, wohin die Reise geht.

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