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Eltern sein, Paar bleiben

Eltern sein, Paar bleiben

Eltern sein und ein Paar bleiben ist nicht immer leicht – vor allem nicht, wenn wegen mangelnder Kinderbetreuung kaum Zeit und Raum für einen selbst oder gar als Paar bleibt. Eine angespannte Stimmung und Streitereien sind da vorprogrammiert. Immer wieder stellte ich mir in den letzten Jahren die Frage: Was ist dann besser für die Kinder – Trennung oder an der Beziehung festhalten und daran arbeiten?

Unser Weg zur Paar- und Familienberatung

Missverständnisse und Streitereien mit meinem Partner gab es bereits, bevor wir Eltern wurden. Das kennen wir beide aus unserer Kindheit. Genau aus diesem Grund möchte ich dieses Muster durchbrechen und es nicht an meine Kinder weitergeben.

Als die Streitereien nach Alinas Geburt anhielten, wurde mir klar: Wir müssen aktiv an unserer Beziehung arbeiten – mit Unterstützung von außen. Mein Freund willigte ein. Seitdem besuchen wir eine Familien- und Paarberatung.

Lange Zeit fühlte ich mich mit dem Thema alleingelassen. Niemand spricht darüber. In meinem Bekannten- und Freundeskreis kenne ich zwar getrennte Paare, aber sie haben es erst gar nicht mit einem Coaching versucht.

Unsere systemische Beraterin hilft uns, als Eltern eine stabile Partnerschaft zu führen. Gerade in München gibt es etliche Einrichtungen, die kostenlos oder gegen eine geringe Spende Paar- und Familientherapie anbieten. Ich wünschte, das hätte ich früher gewusst. Bevor ich mit unserer zweiten Tochter schwanger wurde, hatten wir zwar zwei Einzelstunden bei einem privaten Coach – doch das reichte nicht aus.

Ich bin sehr froh, dass mein Freund sich trotz seines Jobs immer wieder die Zeit für die eineinhalb Stunden Beziehungscoaching nimmt. Die Paarberatung hilft uns, einander besser zu verstehen und Konflikte bewusster anzugehen. Mittlerweile ist er auch bereit, zusätzlich an seinen eigenen Themen zu arbeiten – etwas, das in unserer Generation (Ende 30/Ü40) lange nicht selbstverständlich war.

Streit kenne ich aus meiner Kindheit. Meine Eltern haben ihre Konflikte nie reflektiert oder an ihrer Beziehung gearbeitet. Bis heute hat das Auswirkungen – nicht nur auf mich, sondern auf unsere gesamte Familie. Meine Kinder erleben ihre Großeltern kaum gemeinsam, selbst auf den ohnehin seltenen Familienfeiern herrscht Anspannung. Zu Feiertagen oder Geburtstagen kommt meist nur meine Mutter mit ihrem Lebensgefährten – und ehrlich gesagt empfinde ich das sogar als Erleichterung. Das möchte ich meinen Kindern in Zukunft ersparen.

Konfliktpunkt Kindererziehung

Ein häufiger Konfliktpunkt in unserer Beziehung sind Differenzen im Umgang mit unseren Kindern. Obwohl mein Partner sieben Jahre jünger ist als ich, hat er eine eher traditionelle Vorstellung davon, wie wir unsere Kinder begleiten, und übernimmt den strengeren Part. Ich bin da weitaus nachsichtiger, nehme jedoch andere Dinge, wie einen eingeschränkteren Medienkonsum, ernster.

Mutter, Vater und Kind Hand in Hand – Elternsein als Paar meistern
privat

Unsere kulturellen und sprachlichen Unterschiede erschweren zudem eine einheitliche Herangehensweise. Wir haben teilweise unterschiedliche Vorstellungen davon, was „richtig“ und „falsch“ ist. Das führt immer wieder zu Diskussionen – im besten Fall aber auch dazu, dass wir voneinander lernen und unsere Sichtweisen erweitern.

Konfliktpunkt: Kaum Zeit als Paar

In unserer kleinen Zweizimmerwohnung ist Zweisamkeit kaum möglich. Unsere beiden Töchter schlafen schlecht und oft erst sehr spät ein – erholsame Zeit zu zweit bleibt da selten.

Deshalb nutzen wir jede Gelegenheit, die sich uns bietet, um als Paar Zeit miteinander zu verbringen. Besuche der Großeltern in München oder bei meinen Schwiegereltern in der Türkei verbinden wir oft mit einem kurzen Moment für uns – sei es ein gemeinsamer Kinobesuch oder ein kurzer Trip mit Übernachtung. Unser Abendessen verlegen wir oft auf die Zeit, wenn die Kinder schlafen – eine kleine Auszeit vom trubeligen Familienalltag.

Auszeit im Café als Paar genießen
StockSnap auf Pixabay

Freiräume für Eltern: warum sie auch der Partnerschaft guttun

Während mein Partner sich regelmäßig Freiräume schafft – sei es durch Treffen mit Freunden oder Kollegen, Feierlichkeiten von der Arbeit oder Wanderausflüge – habe ich mir seit der Geburt unserer ersten Tochter kaum eine Auszeit gegönnt. Spätestens seit Alinas Geburt fühlte es sich an, als würde „Me-Time“ für mich nicht mehr existieren.

Doch vor Kurzem habe ich mich endlich mal wieder mit Freunden aus der Studienzeit zum Abendessen getroffen – und mir dabei sogar ein Gläschen Alkohol gegönnt, den ich mir während Schwangerschaft und Stillzeit abgewöhnt hatte. Auch das Fitnessstudio habe ich für mich wiederentdeckt, vor allem die Kurse helfen mir, den Kopf freizubekommen.

Ich merke, wie sehr diese Auszeiten nicht nur mir, sondern auch unserer Partnerschaft guttun. Manchmal bin ich sogar froh, wenn mein Freund außer Haus ist und ich unsere kleine Wohnung ganz für mich habe. Und danach haben wir meist wieder neuen Gesprächsstoff.

Die Beziehung als Eltern nicht aus den Augen verlieren

Elternsein kann schon herausfordernd sein – und es ist leicht, sich dabei als Paar aus den Augen zu verlieren. Doch wenn beide bereit sind, an der Beziehung zu arbeiten, einander unterstützen und nötige Freiräume zugestehen, kann die Partnerschaft auch in dieser intensiven Lebensphase wachsen.

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