Sind Kinder Lärmbelästigung?

Treppenhaus in einem Mehrfamilienhaus mit Aufzug und Geländer – hier hallen Schritte und Kinderlärm oft laut wider.

Diesen Beitrag anhören (KI-generiert).

Ist „Kinderlärm“ wirklich Lärm – oder nur der ganz normale Familienwahnsinn? Bum-bum-bum ertönt es dumpf von der Wohnung über uns. Unsere Jüngste hat sich direkt nach dem Zähneputzen meinen restlichen O-Saft genehmigt, den ich hatte stehen lassen. Da sie seit einem kleinen Unfall Probleme mit den Zähnen hat, wollte ich auf Nummer sicher gehen. Also zurück ins Badezimmer und nochmal putzen. Von dort tapste sie fröhlich den langen Flur entlang ins Schlafzimmer. Das Geräusch hat unseren Nachbarn wohl derart erzürnt, dass er sogleich mahnend mit einem Gegenstand auf den Boden trommelte. Es war nicht das erste – und auch nicht das letzte – Mal.

Lärmbelästigung war nicht Teil meiner Familienplanung

Als ich mir ein Kind wünschte, dachte ich eher daran, wann ich die nächste Fernreise machen oder endlich wieder auf einer Party tanzen und vielleicht ein Glas Alkohol trinken könnte. Aber Nachbarn, die sich durch ein Baby gestört fühlen könnten, hatte ich damals nicht auf dem Radar.

Da Kinder ja nicht immer so einfach planbar sind, machte ich mir auch um unsere Wohnsituation wenig Gedanken. Wir lebten bereits zwei Jahre in unserer Zweizimmerwohnung, mit langem Flur und großen Räumen, in der Nähe schöner Grünanlagen – ein idealer Ausgangspunkt für Spazierfahrten mit dem Kinderwagen. Wenig ahnte ich, dass wir einmal ein Schreibaby haben würden …

Das Leben mit Schreibaby – und stillen Nachbarn

Lara, unsere Älteste, reagierte sehr empfindlich auf äußere Einflüsse und Geräusche. Spazierfahrten im Kinderwagen taten ihr deshalb nicht gut. Also drehte ich in der abgedunkelten Wohnung meine Runden – Stunde um Stunde. Und unsere Erstgeborene schrie aus Leibeskräften.

Ich wunderte mich oft, was für geduldige Nachbarn wir wohl haben mussten. Niemand beschwerte sich. Nur wenn ihr Schreien durchs Treppenhaus hallte, ernteten wir hier und da verständnislose oder mitleidvolle Blicke. Manchmal brüllte auch der Hausmeister, der ein Problem mit dem Alkohol hat, etwas nach oben, wenn man einen ungünstigen Moment erwischte.

Doch das Pärchen unter uns lächelte uns stets freundlich zu. Die nette ältere Dame, die über uns wohnte, wunderte sich sogar, warum sie unser Baby nie schreien höre … Heute weiß ich: Mit ihren 90 Jahren hörte sie einfach nicht mehr so gut. Denn seit sie im vergangenen Jahr leider verstorben ist, weht hier ein ganz anderer Wind – seit Konstantin bei uns eingezogen ist.

Als der neue Nachbar einzog, wurde es still

Es ist erst 20:30 Uhr, doch ich höre überhaupt keine Geräusche mehr. Das Klavierspielen der Kinder schräg über uns ist seit Wochen verstummt. Die kleinen Fußstapfen des eineinhalbjährigen Buben unter uns vermisse ich ebenfalls. Keine Musik. Kein Lachen. Nicht mal ein Türschließen. Es fühlt sich an wie auf einem Friedhof – mitten im Großstadtdschungel.

Treppenhaus in einem Mehrfamilienhaus mit Aufzug und Geländer – hier hallen Schritte und Kinderlärm oft laut wider.
Foto von Alisa

Mein Partner hatte Konstantin von der ersten Begegnung an durchschaut. Schon bei seiner Vorstellung klagte er über Lärm im Treppenhaus. Ob wir das auch hören würden? Natürlich hören wir manchmal Lieferanten oder die wenigen Kinder, die hier wohnen, die Treppe hinunterflitzen. Doch auch das ist mittlerweile Vergangenheit.

Ein ungebetener Gast

Nach der Vorstellungsrunde ließen Konstantins zweiter, dritter und vierter Besuch nicht lange auf sich warten. Mal störte ihn, wie laut wir die Rollläden herunterließen, dann, wie wir die Türen unserer Einbauküche schlossen – ein anderes Mal waren es unsere Kinder. Wir ließen fortan die Rollläden noch behutsamer runter, klebten Noppen in die Küchenschränke und versuchten, leiser zu sprechen. Irgendwann reichte es meinem Partner: Als Konstantin wieder wegen irgendetwas stören wollte, machte er einfach stumm die Tür vor ihm zu. Vielleicht bedeutet „Kinderlärm“ für ihn Stress – für uns ist es ein ganz normaler Familienalltag!

Langsam fühlen auch wir uns nicht mehr wohl in unserer Wohnung, in der wir bereits seit zehn Jahren leben. Nur eine Nachbarin hatte sich wegen „Kinderlärm“ einmal beschwert, als Laras Schaukel quietschte und geölt werden musste – ein nachvollziehbares Lärmproblem, das schnell behoben war.

Wenn der Nachbar ständig klingelt

Als Konstantin Wind davon bekam, dass mein Partner werktags nach Österreich pendelt, versuchte er sein Glück bei mir. Er klingelte tatsächlich immer im unpassendsten Moment – während ich den Kindern die Zähne putzte oder kurz nachdem sie endlich im Bett waren und ich mein warmes Essen genießen wollte.

Ich konnte gerade noch verhindern, ihm meine Telefonnummer zu geben – oder unserer Jüngsten auf seinen Rat hin Hausschuhe zu verpassen. Dass sie diese ohnehin sofort wieder ausziehen würde, störte ihn ebenso wenig wie die Tatsache, dass ihr Laufen damit sogar noch lauter wäre. Im Gegenteil, er fühlte sich durch meine Erklärungen eher provoziert.

Die Telefonnummer wollte er „um eventuelle Missverständnisse zu beseitigen“. Denn er hatte sich schon öfter wegen Lärm beschwert, als wir nachweislich überhaupt nicht zu Hause waren. Also gaben wir ihm die Nummer meines Partners – und es dauerte nicht lange, bis Konstantin wieder Alarm schlug.

Nachdem wir die gesamten Sommerferien wegen unserer Hochzeit in der Türkei nicht zu Hause gewesen waren, ging ich davon aus, dass sich die Situation beruhigt hätte. Doch weit gefehlt – sie hatte sich offenbar sogar verschärft. Konstantin drohte nun sogar damit, die Polizei zu rufen, weil ich als Mama ja angeblich nicht eingreifen würde. Wie soll er das überhaupt wissen, wenn ich die Kinder im normalen Ton ermahne? Damit er es hören könnte, müsste ich sie ja regelrecht anschreien – oder er müsste ein Abhörgerät haben …

Wenn der Nachbar auf den Boden klopft

Letzte Woche schaute ich mit Alina auf dem Sofa gemeinsam einen Cartoon an, weil ich krank war. Lara war nach der Schule bei einer Freundin und kam pünktlich zum Abendessen zurück. Danach fuhren sie mit dem Bobbycar ins Wohnzimmer und spielten dort noch eine Weile um das Sofa herum, bevor sie gegen 19:30 Uhr zum Zähneputzen ins Bad gingen. Da hörte ich es das erste Mal: Bum bum bum. Auf dem Weg ins Schlafzimmer nochmal, und schließlich sogar, als sie sich bettfertig machten.

Kleinkind fährt mit einem roten Bobbycar durch die Wohnung.
Foto von Alisa

Es war das erste Mal, dass unser Nachbar offenbar vor angestauter Wut auf den Boden klopfte. Ich ignorierte es zunächst und sagte den Kindern (und vor allem mir selbst): Vielleicht baut ja jemand Möbel zusammen. Doch Alina witterte sofort: „Das war ein Monster, Mama.“

Mittlerweile setze ich mir in den Feierabendstunden Kopfhörer auf – Hardrock hilft mir runterzukommen. ; )

 

0 Kommentare zu “Sind Kinder Lärmbelästigung?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert