Diesen Beitrag anhören (KI-generiert).
Ich weiß nicht, ob es allen Frauen nach der Geburt so geht, doch ich konnte beim Ankommen in der Mutterrolle nächtelang nicht schlafen. Immer wieder war ich kurz davor meinen Partner zu wecken um ihm irgendwelche Fragen zu stellen über deren Antworten ich mir Gedanken machte. Doch ich ließ ihm seinen wohlverdienten Schlaf neben unserem friedlich schlafenden Baby.
In diesen Nächten, in denen ich wach lag und mir tausend Fragen stellte, habe ich gemerkt, dass das ständige Grübeln letztendlich der überwältigenden Liebe zu meinem Kind entspricht, die ich jetzt verspüre. Ich will alles richtig machen und genau darin liegt die Falle. Statt Ruhe zu finden, verliere ich mich in Sorgen. Mitten in der Nacht schrecke ich aus dem Schlaf um zu schauen ob alles gut ist und schlafe eher wegen mir selber nicht als wegen des Babys, das außer gestillt werden zu wollen nachts gar nicht so hohe Ansprüche an mich hat wie ich selber.
Mom Guilt
Von “Mom Guilt” hatte ich bereits gehört, doch ich wusste nicht wie stark die damit verbundenen Gefühle sein können. Abends, wenn das Baby gerade schläft, eine Folge einer Serie zu schauen, kommt einem ganz plötzlich vor, als würde man etwas Böses tun.
Mom Guilt ist wahrscheinlich ein Phänomen, das viele Eltern betrifft. Er wird oft verstärkt durch den Druck von außen, die eigenen hohen Ansprüche und Bewertungen der Gesellschaft. Ich finde das sollte sichtbar gemacht werden.
Obwohl man das dringend braucht – in den Arm des Partners gekuschelt mal kurz nicht an das nächste Abhalten, den nächsten Einkauf oder die Waschmaschine voller Stoffwindeln zu denken, sondern für eine halbe Stunde abzuschalten und sich unterhalten zu lassen – kommt man selbst nicht zur Ruhe.
Sind die Hintergrundgeräusche zu laut für unser Kind? Wie viel bekommt er mit, wenn sich in der Serie mal jemand streitet? Ist es dann leise genug? Wird er jetzt weniger intelligent, weil wir nicht zum Buch greifen?

Das Danach
Schließlich können wir selbst kein Wort mehr verstehen, weil wir den Fernseher immer leiser gestellt haben und die eigenen Zweifel immer lauter wurden. Das kleine Kind alleine in einem anderen Raum schlafen zu lassen kann ich mir persönlich auch noch absolut nicht vorstellen, Kopfhörer tragen wäre ja quatsch, wenn man als Paar zusammen etwas schaut… Hundert Jahre denke ich also darüber nach, ob das was wir gerade machen falsch sein könnte in der Zeit welche doch eigentlich zum Abschalten gedacht war. Die dringend benötigten Momente der Erholung mit dem Partner kann man sich selbst einfach nicht gönnen. Das ‚Danach‘ nach der Geburt und der freudigen Erwartung des Kennenlernen war für mich überschattet von meiner inneren Unruhe und Sorgen.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob das in anderen Kulturen oder zu anderen Zeiten auch schon immer so war, aber irgendwann wurde mir klar: Wenn ich mich selbst beim Ankommen in der Mutterrolle in all den Fragen verliere, nützt das auch meinem Kind nichts. Diese Zweifel sind menschlich – doch mein Baby braucht kein perfekt, sondern seine Eltern, die da sind, mit Herz und Wärme, authentisch und nah. Und dafür darf ich lernen, auch mir selbst immer wieder mit Geduld zu begegnen. Elternschaft bedeutet vielleicht auch, Mitgefühl für sich selbst um stark, zärtlich und tröstlich sein zu können.
Mitgefühl statt Perfektion
Also versuche ich zuzulassen, dass “das Danach” ein “das Jetzt” sein darf. Im Moment zu leben, alles anzunehmen. Schließlich nehme ich mein Baby auch an mit ganzem Herzen, egal ob es mich gerade freudig anlacht oder weint. Der Kleine darf erst noch rausfinden wie das mit dem Leben hier funktioniert und genauso darf ich das.
Für jeden funktioniert letztendlich etwas anderes. Was die einen nicht okay finden, ist für die anderen der Weg für Ausgleich und Harmonie. Ausgeglichenheit die schließlich auch dem Kind gut tut, weil man mit voller Hingabe für es da sein kann.
Eltern-Ratgeber sind, finde ich, immer so geschrieben, als wäre man als Bezugsperson von einen Tag auf den anderen zu einer neuen Lebensform aufgestiegen, die alles wissen und alles können muss, absolut fehlerfrei und sich hundert Prozent sicher. Doch um das Gefühl des Mom Guilts zu besänftigen, gebe ich gerne zu, dass ich zunächst das Gefühl hatte absolut keine Ahnung zu haben was ich jetzt hier überhaupt tue.
Ich weiß, dass die Unsicherheiten, die ich beim Ankommen in der Mutterrolle habe, eine jede von uns hat und dass wir sie uns oft leider selber und gegenseitig noch einreden, weil uns gelehrt wurde, dass es immer noch besser geht, noch früher, weiter, noch sicherer, noch schneller, immer noch schlauer, optimierter und erfolgreicher. Und natürlich will man das Allerbeste für sein Baby. Die Gefühle sind überwältigend, doch sich von der eigenen Gedankenflut überwältigen lassen sollte man dabei nicht.
Das Kostbarste
Gerade die ersten kostbaren Wochen mit unserem Baby möchte ich für zu viele Grübeleien nicht hergeben. Das Ankommen in der Mutterrolle sollte intuitiv sein dürfen, warm, geborgen, gemütlich und sanft – für uns beide.
Ja, wir müssen da sein für unsere Babys, haben große Verantwortung – da muss man sich schon mal Gedanken machen, bewusste Entscheidungen treffen und auf manches bewusst verzichten.
Doch vor allem brauchen uns die Kinder doch präsent, so ausgeglichen wie möglich um nicht nur heute Abend, sondern ihr ganzes Leben lang von ganzem Herzen für sie da sein zu können. Selbstzweifel und das “zu viele Gedanken machen” ist viel zu anstrengend. Letztendlich viel anstrengender als das neugeborene Baby an sich.
Also an alle frisch gewordenen Eltern: Bitte habt die Geduld und das Verständnis, welches ihr für euer Kind habt, auch für euch selbst. Die Liebe ist das Wichtigste und dass ihr gemeinsam wachsen und lernen dürft ist alles was zählt. Schenkt euch selbst Vertrauen, ihr wisst intuitiv aus der Liebe heraus was zu tun ist. Euer Kind liebt euch und das Danach will von euch gelebt werden!
Ich nehme mein Baby in den Arm und mein inneres Kind an die Hand.
0 Kommentare zu “Ankommen in der Mutterrolle”