Die Freunde unserer Kinder

Zwei Kleinkinder laufen draußen einem Ball hinterher.

Wenn die Freunde unserer Kinder zu Besuch kommen, heißt es für mich erst mal: tief Luft holen. Denn in unserer Zweizimmerwohnung ist jedes zusätzliche Kind eine kleine Belastungsprobe – für die Nachbarn, für meine Nerven und für die Ordnung, die sowieso nie lange hält.

Projektmanagerin wider Willen?

Wenn meine ältere Tochter plötzlich nach der Schule mit einer Freundin – oder gleich mit der halben Schulclique – vor mir steht und sagt: „Mama, kannst du mal eben XYs Mama anrufen?“, fühle ich mich wie eine Art Projektmanagerin. Mein Job: alle beteiligten Eltern auf WhatsApp synchronisieren – und das bitte sofort.

Damit sind die Pläne für den Nachmittag wieder komplett hinfällig. Besonders tricky wird es, wenn ich auch noch ihre kleine Schwester beim Abholen mitnehmen soll. Bis wir angezogen und endlich draußen sind, ist es meist schon Zeit fürs Abendessen.

Überrumpelt in den eigenen vier Wänden

Erst vor Kurzem wollte Lara mit zwei Schulfreunden draußen auf der Wiese spielen. Vor dem Schlafengehen noch ein bisschen Austoben an der frischen Luft klang für mich nach einem guten Plan.

Bis die Rasselbande kurze Zeit später wieder vor unserer Tür stand – und unbedingt drinnen weiterspielen wollte. „Uns ist langweilig“, verkündete das Trio, ein Spruch, den sogar Alina schon verinnerlicht hat.

Ich war völlig überrumpelt. Überall lagen die Reste unseres letzten Kurztrips, einer Familienfeier und aussortierte Kinderkleidung verteilt. Während ich – noch halb in Schockstarre – kurz nach unserer Jüngsten schaute, merkte ich, dass die Kinder gar nicht im Wohnzimmer angekommen waren. Stattdessen hörte ich Stimmen aus dem Nebenraum. Sie waren tatsächlich alle in ihren nassen und dreckigen Klamotten vom herbstlichen Wiesenausflug aufs Hochbett meiner Großen gekraxelt. Vorbei an unserem ungemachten Bett und den Klamottenstapeln mit frischer Wäsche, die darauf warteten, eingeräumt zu werden.

Mit einem beklemmenden Gefühl habe ich die Rasselbande wieder runter gescheucht. Nicht böse, aber bestimmt – schließlich ist das Hochbett das kleine Reich meiner Großen. Gleichzeitig ist unser Schlafzimmer, mit unserem Elternbett und dem Beistellbett der kleinen Schwester, auch der Rückzugsort für die ganze Familie.

Playdates unter Kontrolle

Die meisten Playdates finden aus Platzgründen eher nicht bei uns statt. Ein gutes Gefühl habe ich dabei nicht. Aber mal ehrlich: In einer Zweizimmerwohnung, ohne eigenes Kinder- oder Spielzimmer, ist der Besuch von einem – oder gleich mehreren – Kindern, sagen wir mal, ein kleines Abenteuer.

Zwei junge Mädchen in rosa Dirndln gehen Hand in Hand über einen Kirmesplatz, und zeigen ihre enge Freundschaft.
Foto von Alisa

Deshalb plane ich solche Treffen lieber bewusst – am besten mit Anlass – oder gleich draußen im Freien.

An Halloween zum Beispiel hatten wir den besten Schulfreund meiner Tochter zu Besuch, samt seiner jüngeren Schwester, die ungefähr im Alter von Alina ist. Das war perfekt. Da konnte ich vorher aufräumen, ein bisschen dekorieren, Snacks vorbereiten – und auch mein schlechtes Gewissen beruhigen, dass wir sonst nicht so oft die Freunde meiner Kinder zu uns einladen.

Gleich und gleich gesellt sich gern

Die meisten Freunde meiner Kinder mag ich wirklich gern. Bei einigen kann ich mir sogar vorstellen, dass wir in ihrem Alter gut miteinander klargekommen wären. Und das Überraschende: Mit vielen Eltern verstehen wir uns ebenfalls auf Anhieb. Vielleicht, weil am Ende doch ähnliche Werte im Spiel sind – und Kinder eben intuitiv oft genau die Menschen aussuchen, die zu ihnen (und damit auch zu uns) passen.

Ganz anders früher: In der Baby- und Krabbelzeit hing alles davon ab, ob ich mit den Müttern klargekommen bin, weil die Babys ja noch nicht wirklich miteinander spielen. Oft passte es aber einfach nicht – weder zwischen den Eltern, noch den Babys. Umso schöner, dass unsere Kinder inzwischen selber wählen, wen sie mögen – und die Chemie bei uns Erwachsenen dann auch meist stimmt. Unser Nesthäkchen versteht sich sogar besonders gut mit den jüngeren Geschwistern von Laras Freunden. Das ist dann echtes Win-win.

Zwei Kleinkinder laufen draußen einem Ball hinterher.
Foto von Alisa

Das Chaos nach dem Playdate

Und trotzdem gibt es diese Momente, in denen mich Kinderfreundschaften an meine Grenzen bringen – und manchmal auch zum Lachen. Ein Playdate kurz vor der Geburt unserer Jüngsten ist mir dabei besonders in Erinnerung geblieben.

Ich wollte Lara damals noch einmal ein ausgiebiges Treffen mit ihrer besten Freundin gönnen – hochschwanger im achten Monat, als ich mich wie ein aufgeplusterter, leicht aus der Puste geratener Pinguin fühlte.

Doch in nur etwa zwei Stunden räumten die beiden Mädchen nach Marie-Kondo-Manier alle Spielsachen aus, die unsere Tochter jemals besaß. Anschließend tanzten sie zum Lied „Ich bin ein Gummibär“ um den Esstisch herum, als würden sie ein geheimes Ritual vollziehen, und hinterließen am Ende das Wohnzimmer wie die Auslage eines Flohmarkts. Während unsere Tochter schließlich einsah, dass Mama mit Riesenbauch Hilfe brauchen könnte, zeigte ihre Freundin sich wenig kooperativ: Sie verschränkte trotzig die Arme, stellte jede Mitarbeit ein und animierte Lara sogar dazu, es ihr gleichzutun.

Als die Eltern schließlich wieder an der Tür standen, um ihre Tochter abzuholen, konnte ich erleichtert aufatmen – das Playdate war offiziell „überstanden“. Und trotzdem weiß ich: Auch wenn solche chaotischen Stunden bei uns aus Platzgründen nur selten stattfinden, sind sie für unsere Kinder und ihre Freunde wichtig und unvergesslich – auch für mich.

 

 

 

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