Mein Kind trägt keine Schwimmhilfe

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Der Sommer naht, und mit ihm die Badezeit. Wir waren direkt am Eröffnungstag Anfang Mai im Freibad. Mein Sohn liebt Wasser durch und durch. Vielleicht liegt es daran, dass sein Vater leidenschaftlicher Surfer ist. Mein Kind trägt keine Schwimmhilfe und die Reaktionen darauf sind sehr unterschiedlich.

Ich sehe häufig Kleinkinder, die doppelt und dreifach gesichert sind. Schwimmweste und Schwimmflügel gemeinsam – da frage ich mich teilweise, wie sich das Kind überhaupt noch bewegen kann. Die Eltern fühlen sich so vermeintlich sicher. Dem Kind wird meiner Meinung nach das pure Körpergefühl und die Möglichkeit des natürlichen Auftriebs im Wasser verwehrt.

Jede Familie geht ihren eigenen Weg

Ich möchte zu Beginn sagen, dass ich frei von Wertung bin für Eltern-Entscheidungen, mit denen ich nicht in Resonanz gehe. Jeder von uns hat unterschiedlichste Erfahrungen in Kindheit und Leben gemacht, trägt dadurch andere Ängste in sich, auf denen die Begleitung der Kinder innerhalb der Familie dann fußt.

Ich persönlich war früher ein absoluter Kopfmensch. Soweit ich mich erinnere, habe immer rational entschieden. Ich brauchte die offensichtliche Kontrolle. Seitdem ich Mama bin, hat sich das geändert. Jetzt sind die Intuition und das Bauchgefühl federführend. Ziel ist möglichst viel Erdung und Natürlichkeit zu leben und im Vertrauen zu sein.

So kam es ganz intuitiv und fast schon selbstverständlich zu unserer Hausgeburt, unserer Langzeit-Stillbeziehung, dem Tragen von Barfußschuhen und auch dem Baden ohne Schwimmhilfe. Alles unter dem Leitstern frei, bedürfnis- und beziehungsorientiert und „Zurück zur Natur“.

Warum nutzen wir keine Schwimmhilfe

In der Schwangerschaft ist das Fruchtwasser der erste Lebensraum des Babys und es ist gewöhnt, zu floaten. Meiner Meinung nach nehmen wir dieses Gefühl den Kindern, wenn wir durch Schwimmhilfe unterstützen.

Wir haben schon früh damit begonnen, das Wasser spielerisch kennenzulernen. Ob in der Badewanne, beim Babyschwimmen oder am See – mein Kind sollte nie Angst vor dem Wasser entwickeln. Ich wollte nicht, dass Schwimmen „gelernt“ wird wie das ABC, sondern dass es sich wie ein natürliches Element anfühlt. Wie eine Spielwiese – nur eben nass und in Verbindung zu dem eigenen Körpergefühl.

Ich möchte, dass mein Sohn sein Körpergefühl behält und dazu ist es meiner Meinung nach notwendig, dass er frei von Schwimmhilfen ist. Für mich war und ist es ganz selbstverständlich, dass er mit seinem puren Körper das Wasser entdeckt und den Auftrieb kennenlernt.

Mein Kind erforscht selbständig

Nachdem er 2 Jahre alt geworden ist, begann er daheim anders zu Baden. Er drehte sich auf den Bauch und experimentierte selbständig, wie sich der Körper im Wasser anfühlt. Mal stütze er sich mit den Händen am Boden ab und mal ließ er zu, dass sein Kopf unter Wasser tauchte. Ich habe das Gefühl, dass er das gut selbst erforschen kann. Mittlerweile verlasse ich das Badezimmer teilweise, weil er sich sehr sicher bewegt, sich festhält, wenn es nötig ist und ich ihm vertraue.

Jetzt ist er dazu übergegangen, auf dem Bauch Kraul-Bewegungen in der Badewanne zu machen. Wahrscheinlich hat er sich das im Schwimmbad abgeschaut, denn gezeigt habe ich es ihm nie. Ich finde diesen Artikel  zum Thema „freies Schwimmen“ mit Praxistipps sehr hilfreich. Mein Kind ist aktuell im Schwimmbad in dem Status, dass er in Bauchlage auf den Händen durchs Wasser läuft.

Ich versuche, ihm einen sichereren Raum zu geben, um selbständig zu erforschen. So kann er Schritt für Schritt in seinem eigenen Tempo voranschreiten. Ich habe meine Augen die ganze Zeit bei ihm und bin am Wasserrand, sofern das Wasser flach ist. Eigentlich braucht er nie meine Hilfe. Manchmal gehen wir in das tiefere Becken und er springt vom Beckenrand und ich fange ihn dann auf. Das macht uns beiden unglaublich viel Spaß.

Die Umgebung ist entscheidend

Wenn ich sage „Mein Kind trägt keine Schwimmhilfe“, heißt das nicht, dass ich mein Kind unbeaufsichtigt ins Wasser lasse. Im Gegenteil:  Ich bin immer in der Nähe und ich achte auf die Umgebung – flaches Wasser, gute Sicht, keine Strömung.

Für den Fall, dass wir in einer Umgebung sind, in der das Wasser nicht flach abfallend ist, habe ich aktuell nur vage Ideen. Sollte es in einem Hotelpool sein, könnte er sich am Beckenrand festhalten. Sollte es an einem tiefen See sein, müsste zumindest ich noch stehen können, um ihn zu begleiten. Sollte das nicht möglich sein, würde ich eventuell einmalig auf eine Schwimmhilfe zurückgreifen, damit er auch ins Wasser kann. So richtig stimmig fühl sich das nicht an. Vielleicht tritt der Fall auch gar nicht ein.

Mein Kind trägt keine Schwimmhilfe

An alle Eltern da draußen: Genießt diesen Weg. Lasst euer Kind im Wasser spielen, plantschen, lernen mit Freude und in Leichtigkeit. Druck oder Vergleiche helfen in diesem Prozess gar nicht. Vielmehr geht es um Ermutigung, Zeit, Spiel – und das Vertrauen, dass das Kind eines Tages aus eigener Kraft schwimmt, wenn es bereit ist.

Es ist, wie so vieles, ein Lernprozess – auch für uns Eltern. Die Balance zwischen Schutz und Loslassen bzw. Vertrauen zu finden ist nicht einfach, aber notwendig.

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