Ich weiß von so einigen Paaren, die ihre Katzen kurz nach der Geburt des ersten Kindes in ein anderes Zuhause gegeben haben, das fand‘ ich immer schlimm – doch ganz ehrlich: Jetzt kann ich das fast verstehen.
Wenn die Bindung und das Vertrauen zu den Tieren nicht stark genug sind, um die intensiven Veränderungen ein Baby zu bekommen gemeinsam zu durchleben, ist es mitunter vielleicht wirklich besser, sie in andere liebevolle Hände weiterziehen zu lassen.
Denn Katzen, generell Tiere, sind keine Gegenstände, die man wie Möbel einfach bei Kleinanzeigen hochlädt, wenn sie nicht mehr in den Raum passen. Für sie bist du Familie, ihr Zuhause, eine enge Bezugsperson. Sie sind auf dich angewiesen – ganz ähnlich wie ein Baby.
Familie im Wandel
Schon während der Schwangerschaft haben wir uns viele Gedanken gemacht, wie unsere Katzen wohl auf das Baby reagieren würden, haben uns erkundigt was für die Katzen am Besten ist, aber auch was die Vorteile für ein Baby sein können, wenn es mit einer Katze aufwächst.
Zwei von unseren tierischen Mitbewohnern sind sehr anhänglich, menschenbezogen und wollen am liebsten überall dabei sein, brauchen viel Nähe und Geborgenheit. Die anderen beiden schätzen ihre Unabhängigkeit und Ruhe sehr. So brauchte es für uns eine Mischung aus Rückzugsorte schaffen, wenn das Baby mal lauter sein wird und genug Spielmöglichkeiten schaffen, die die Katzen mit einbeziehen.
Sie waren für mich alle vier ein riesiger Halt in der besonderen Zeit der Schwangerschaft. Ihre Wärme, ihr Schnurren, eng an meinen Bauch gekuschelt – das hat mich beruhigt und meinem Empfinden nach auch das Baby in mir.
Liebe und Herausforderung
Jetzt, wo das Baby da ist, zeigen sich natürlich auch andere Seiten und es ist nicht immer nur ruhig mit ihnen: Katzen, die lautstark an der Tür kratzen, wenn das Baby endlich eingeschlafen ist. Türen, die geschlossen bleiben müssen, damit es dem Kleinen nicht zieht während ich ihn stille, wo die Katzen ständig raus und rein wollen und sich beschweren. Futter, das laut ihnen plötzlich nicht mehr gut genug ist, genau dann, wenn ich mit dem Kleinen im Bad bin und die Katzen etwas von der Aufmerksamkeit abhaben wollen.
Wenn sie das Baby wecken, über ihn laufen wollen und wir ständig aufpassen müssen, dass nichts passiert und dass alle fünf ausgeglichen und zufrieden sind und ihren Anteil an Aufmerksamkeit bekommen, ist das schon etwas anderes als ein Haus ohne Katzen.
Die Umstellung ist groß und an Tagen mit Schlafmangel fühlen sie sich ehrlich wie eine zusätzliche Belastung an.
Doch ein Haus mit Katzen ist zugleich, das schönste Zuhause, das ich mir für mein Kind und uns vorstellen kann. Ich liebe unsere vier Katzen unendlich und sie geben so viel zurück. Wenn ich schlaflos bin, sind sie da, schmiegen sich an mich, freuen sich immer uns zu sehen. Sie verzeihen sofort, wenn ich mal nicht kann, lieben bedingungslos und sind einfach meine Familie.
Das eigentliche Problem ist wohl mein schlechtes Gewissen im Alltag mit Baby und Katzen.
Die Herausforderung sind nicht die Tiere selbst. Sie sind die liebevollsten Wesen der Welt und zudem wirklich anpassungsfähig und offen für Veränderung. Vielmehr ist es mein Gefühl ihnen nicht mehr so gerecht zu werden, wie wir es gewohnt sind, die Sorge, dass sie nun zu kurz kommen, dass viele Momente, die früher nur ihnen gehörten, jetzt vom Baby eingenommen werden. Man ist schlichtweg noch K.O. von Schwangerschaft, Geburt und Schlafmangel und die Energie für alles muss sich erst noch finden.
Manchmal gelingt es mir schon gut, die vier Katzenkinder einzubeziehen – mit neuen Spielideen, gemeinsamen Kuschel-Stunden oder einfach Nähe im Alltag. Aber manchmal eben auch nicht und das Baby nimmt mich voll und ganz in Anspruch. Und dann vermisse ich die exklusive Zeit mit ihnen, die auch für mein Wohlbefinden wichtig ist.
Tipps für Eltern mit Katzen
Doch die Kombination aus Baby und Katzen kann definitiv wunderbar funktionieren und alles spielt sich in den ersten Monaten ja erst noch ein. Wenn man ein paar Dinge im Blick behält, kann das Zusammenleben von Kindern und Katzen zu einem wundervollen, bereichernden Erlebnis für alle werden. Schließlich haben die Katzen ja auch eine weitere Person dazubekommen, die sie lieben wird.
Auch meine Hebamme, selbst Katzenhalterin, konnte bestätigen, wie viel Schönes auf uns zukommen wird. Ihre Katze und ihr Kind sind heute ein Herz und eine Seele und spielen begeistert miteinander. Hier sind ein paar Tipps, die wir bisher erhalten und umgesetzt haben:
Schon während der Schwangerschaft kann man die Katzen an neue Situationen gewöhnen. Türen schließen, bestimmte Räume für das Baby umstellen oder das Babybett bereits früh aufstellen, sodass die Veränderungen nicht alle auf einmal da sind.
Außerdem sollten bestimmte Routinen der Katzen beibehalten werden, denn Katzen lieben ihre Gewohnheiten. Darum versuchen wir Fütterungszeiten und Kuschel-Momente am Morgen und am Abend möglichst beizubehalten, denn kleine Rituale vermitteln ihnen Sicherheit und reduzieren Stress.
Unsere beiden unabhängigeren Katzen brauchen auf jeden Fall auch ihre Rückzugsmöglichkeiten, wenn es im Wohnzimmer mal lauter wird. Hohe Kratzbäume und Klettermöglichkeiten, die sonst keiner erreicht, oder ein Platz auf dem Balkon, der nur ihnen gehört, haben wir deshalb für sie.
Es gab im Vorfeld so einige Mythen, die uns erzählt wurden. Schutz und Sicherheit und Umsicht sind zwar wichtig in Hinsicht auf Tiere und Neugeborene und man sollte sie nicht unbeaufsichtigt zusammen lassen, aber ich kenne wirklich niemanden bei dem sich eine Katze wirklich auf ein Baby gelegt hätte, also sollte man sich da bei aller Vorsicht auch nicht verunsichern lassen.
Meine vier Katzen wollen dabei sein – auch beim Stillen oder Kuscheln mit dem Baby und obwohl ich mitunter klare Grenzen setzen muss, was zum Beispiel das Babybett angeht, darf ich die Nähe, welche sie suchen auch bewusst und in Dankbarkeit zulassen. Zum Beispiel habe ich ihnen einen extra Ort mit Kuscheldecke direkt neben meinem Stillplatz eingerichtet, so fühlen sie sich nicht ausgeschlossen.
Voller Dankbarkeit
So gerne ich den Katzen auch all meine Aufmerksamkeit schenke – manchmal fühlt sich im Moment alles zu viel an und das ist okay. Schuldgefühle den Katzen gegenüber sind verständlich, aber sie wissen, dass sie geliebt werden und sie fühlen sich gesehen . Ein Stück weit sind unsere vier Katzen für mich vielleicht wie mein erstes Kind. Ich vermisse die exklusive Zeit mit ihnen, während ich gleichzeitig überglücklich über unser Baby bin und freue mich, dass sie nun ein weiteres Familienmitglied dazu gewonnen haben.
Wenn ich beobachten darf wie eine Katze auf dem Wickeltisch wartet um dabei zu sein, wenn das Baby dorthin kommt und der kleine lacht und seine Hand in Richtung der Katze ausstreckt, weiß ich dass eine wundervolle Zeit vor uns allen liegt.
Unsere Familie hat sich verändert – und wird weiter zusammenwachsen. Mit Geduld, Liebe und gegenseitiger Rücksicht.
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