Bei Bier und Sekt dürfte die Lage klar sein, wenn sie nicht mit 0,0 % Alkoholgehalt werben. Und auch von Rumkugeln wirst du dich in der Schwangerschaft bestimmt fernhalten. Aber versteckter Alkohol ist auch in Lebensmitteln enthalten, an die du vermutlich nicht sofort denkst, wie Croissants zum Aufbacken oder Kleingebäck aus der Bäckerei. Und auch Medikamente können Alkohol enthalten.
Daher solltest du beim Einkauf bei Fertigprodukten das Kleingedruckte lesen und im Zweifel bei loser Ware an der Theke lieber einmal mehr nachfragen.
Für deinen Überblick, in welchen Lebensmitteln und Produkten sich versteckter Alkohol befindet, klären wir in diesem Artikel die folgenden Fragen:
- Wie und warum kommt der Alkohol in die Lebensmittel?
- Wie erkenne ich, ob ein Lebensmittel Alkohol enthält?
- Wann verkocht Alkohol? Oder: Aufklärung über einen populären Irrtum in Bezug auf Alkohol.
- Versteckter Alkohol in Medikamenten
- Fazit: Alkohol in Lebensmitteln lässt sich vermeiden
Wie und warum kommt der Alkohol in die Lebensmittel?
Alkohol wird Lebensmitteln zum einen bewusst wegen seines Geschmacks zugesetzt – und auch wegen der berauschenden Wirkung. Zum Beispiel bei Weinbrandbohnen oder Weinsauerkraut, wobei bei diesen Produkten am Namen relativ ersichtlich ist, dass sie Alkohol enthalten.
In Fertigwaren, wie abgepackten Backwaren, Dosensuppen oder Fertigsoßen, wird Alkohol häufig als Konservierungsmittel eingesetzt. Zudem kommt es als Lösungsmittel für Aromen zum Einsatz, da manche Aromen Alkohol brauchen, um sich zu entfalten. Problematisch ist, dass sich der Hinweis auf Alkohol in diesen Lebensmitteln oft nur in der kleingedruckten Zutatenliste findet – und wenn der Alkohol nur als „Hilfsmittel“ zum Einsatz kommt, muss er gar nicht angeben werden.
Alkohol kann sich auf dem Lebensmittel-Etikett hinter folgenden Bezeichnungen verstecken:
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Trinkalkohol
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Ethanol/Äthanol
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Ethylalkohol/Äthylalkohol
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E 334 = Weinsäure
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E 1519 = Benzylalkohol oder Phenylmethanol
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Rotweinextrakt/Weißweinextrakt
Foto von Pedro da Silva via Unsplash
Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) fasst die aktuelle gesetzliche Lage bezüglich der Kennzeichnung mit folgenden Worten zusammen:
„Ist Alkohol – beispielsweise Weinbrand oder Sherry – Bestandteil der Rezeptur, also eine Zutat, dann muss er im Zutatenverzeichnis mit seiner Bezeichnung angegeben werden. Anders als bei Getränken muss der Alkoholgehalt bei festen Lebensmitteln, etwa Weinbrandbohnen, aber nicht zusätzlich auf dem Etikett stehen. Alkohol, der nur in geringen Mengen als Lösungsmittel für Aromen verwendet wird, taucht nicht im Zutatenverzeichnis auf.“
Beispielbild für Zutatenverzeichnis mit dem Hinweis auf versteckten Alkohol
Wie erkenne ich, ob ein Lebensmittel Alkohol enthält?
Versteckter Alkohol? Die Kennzeichnung von enthaltenem Alkohol bei verpackten Lebensmitteln
Alkohol muss bei verpackten Lebensmitteln nur dann auf dem Etikett aufgelistet werden, wenn er als Zutat verarbeitet wurde. Aber: Wird Alkohol nur als Trägerstoff (beispielsweise für Aromen) eingesetzt, ist eine Kennzeichnung im Zutatenverzeichnis nicht verpflichtend, da er nur ein sogenannter „Hilfsstoff“ ist und im Endprodukt keine Funktion übernimmt. So können verarbeitete Lebensmittel Alkohol enthalten, ohne dass es erkennbar ist.
Süßwaren, Backwaren, Fertigprodukte: Lebensmittel mit verstecktem Alkohol
Süßwaren | Beispiele | Möglicher Alkoholzusatz |
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Speiseeis | Schokoladen- und Likör-Eis | Likör (z. B. Amaretto), Branntwein (z. B. Calvados, Cognac, Rum), Weißwein |
Süßigkeiten | Cremeschnitten, Schokoriegel, Rum-Trauben-Schokolade, Pralinen, Ostereier, Weingummi | Likör, Branntwein, Obstbrand (z. B. Kirschwasser) |
Konfitüren, Kompott | Zwetschgen-, Sauerkirsch- und Marillen-Konfitüre | Branntwein (z. B. Whisky, Rum), Obstbrand (z. B. Kirschwasser) |
Süßspeisen | Rote Grütze, Apfelkompott | Rotwein, Weißwein, Branntwein (z. B. Rum), Likör (z. B. Amaretto, Eierlikör) |
Backwaren, Kuchen und Kleingebäck |
Schwarzwälder Kirschtorte, Herrentorte, Eierlikör-und Rotwein-Kuchen, Krapfen | Branntwein (z. B. Rum), Obstbrand (z. B. Kirschwasser), Liköre aller Art, Rotwein, Weißwein |
Fertigprodukte | Beispiele | Möglicher Alkoholzusatz |
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Suppen und Soßen | Ochsenschwanz-, Zwiebel- und Fischsuppe, Bratensoße | Rotwein, Weißwein, Branntwein (z. B. Cognac), Likörwein (z. B. Sherry), Madeira |
Fischgerichte | Fischragout, Muscheln, Fischfilet, Forelle blau | Branntweinessig, Weißwein |
Käsegerichte | Käsefondue | Weißwein, Obstbrand (z. B. Kirschwasser) |
Süßspeisen | Rote Grütze, Apfelkompott | Rotwein, Weißwein, Branntwein (z. B. Rum), Likör (z. B. Amaretto, Eierlikör) |
Das bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz hat diese Liste mit Lebensmitteln zusammengestellt, die Alkohol enthalten können. Und auch die Verbraucherzentrale Hamburg hat 2016 eine Übersicht veröffentlicht, in welchen Lebensmittel-Produkten verschiedener Hersteller Alkohol enthalten ist.
Versteckter Alkohol am Stück: Kennzeichnung von Alkohol bei unverpackten, lose abgegebenen Lebensmitteln
Bei unverpackten Lebensmitteln gibt es gar keine Kennzeichnungspflicht, du musst im Einzelfall also immer konkret nachfragen. Zum Beispiel bei lose verkauften Pralinen, Gerichten im Restaurant oder beim Kuchen im Café.
Versteckter Alkohol abgefüllt: Kennzeichnung von enthaltenem Alkohol bei Getränken
Laut Lebensmittelinformations-Verordnung (LMIV) muss Alkohol bei Getränken, die mehr als 1,2 Volumenprozent enthalten, deklariert werden. Getränke mit weniger als 0,5 Volumenprozent Alkohol sind nicht deklarationspflichtig und dürfen als „alkoholfrei“ bezeichnet werden. Wenn 0,0 % angegeben sind, ist wirklich kein Alkohol mehr enthalten.
Alkoholgehalt von Fruchtsäften
Fruchtsäfte gehören zu den Lebensmitteln mit einem natürlichen Alkoholgehalt, dieser übersteigt aber selten 0,3 Volumenprozent. Ohnehin solltest du Fruchtsäfte in der Schwangerschaft nur sparsam – maximal ein Glas pro Tag – konsumieren, da sie neben der geringen Menge Alkohol auch viel Zucker in Form von Fruchtzucker enthalten.
Natürlicher Alkoholgehalt in Lebensmitteln – versteckter Alkohol versteckt
Manche Lebensmittel, wie Sauerkraut, Essig, Kefir, Fruchtsäfte oder Kombucha, enthalten aufgrund der Gärungsprozesse von Natur aus Alkohol, allerdings in sehr geringen Mengen. Da diese Produkte natürlichen Alkohol enthalten, müssen sie nicht im Zutatenverzeichnis aufgeführt werden.
Wann verkocht Alkohol? Oder: Aufklärung über einen populären Irrtum in Bezug auf Alkohol.
Bestimmt kennst du die Beschwichtigung:
Keine Sorge, der Alkohol verdunstet doch beim Kochen!
Aber: Stimmt das überhaupt?
Nicht ganz. Der Siedepunkt von Alkohol liegt zwar mit rund 80 Grad Celsius deutlich unter dem von Wasser, der Alkohol verdunstet aber trotzdem nicht vollständig. Denn im Topf sind auch noch Gemüse, Fleisch oder Fette, die einige Alkoholteile festhalten. Insgesamt bleiben auch nach einer Viertelstunde Kochzeit 30–40 % des Alkohols intakt und auch nach zwei Stunden Köcheln enthält das Gericht noch etwas Alkohol.
Zudem spielt auch die Zubereitung eine Rolle: Beim Schmoren in einem Topf mit Deckel kann deutlich weniger Alkohol verdunsten als beim Köcheln ohne Deckel.
Fazit: Verzichte in der Schwangerschaft, und auch wenn Kinder mitessen, lieber auf Gerichte, die mit Alkohol zubereitet wurden. Und frag auch in der Kantine oder im Restaurant kritisch nach, ob Alkohol bei der Zubereitung verwendet wurde.
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Versteckter Alkohol in Medikamenten
Nicht nur Lebensmittel enthalten Alkohol, sondern auch viele Medikamente: Ethanol, also reiner, 99,5%iger Alkohol, wird bei der Herstellung von Medikamenten als Lösungsmittel oder Konservierungsmittel benutzt. Vor allem bei der Herstellung pflanzlicher Medikamente kommt häufig Ethanol zum Einsatz, zum Beispiel in Kräuterauszügen. Und auch homöopathische Mittel enthalten oft Alkohol. Bei Medikamenten muss enthaltener Alkohol allerdings immer im Beipackzettel aufgelistet sein, du bist also zumindest vor Überraschungen geschützt.
Generell gilt daher: Am besten, du vermeidest Selbstmedikation (auch beim Hustensaft und bei homöopathischen Mitteln) und sprichst mit deiner Ärztin oder deinem Arzt ab, welche Medikamente in der Schwangerschaft geeignet sind.
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Fazit: Alkohol in Lebensmitteln lässt sich vermeiden
Am sichersten kommst du ohne versteckten Alkohol in Lebensmitteln durch die Schwangerschaft, wenn du auf Fertigprodukte vermeidest und viel selbst kochst oder kochen lässt.
Weil das natürlich nicht immer möglich ist, solltest du bei Fertigprodukten die Zutatenliste genau studieren und in der Bäckerei, im Café oder in Kantinen und Restaurants nachfragen, um sicherzugehen, dass kein Alkohol bei der Zubereitung verwendet wurde.
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