Vier Tage Roadtrip ohne Kinder. Nur mein Freund und ich. Unser erster Urlaub ohne Kinder fühlte sich an wie eine kleine Zeitreise zurück zu den Anfängen unserer Beziehung. Dringend nötig, befreiend – aber auch ungewohnt, plötzlich wieder nur zu zweit unterwegs zu sein.
Zum ersten Mal seit Langem reisten wir als Paar – ohne Kindersitze, ohne vollgepackte Snacktüten, ohne Spielzeug. Und ohne ein klagendes „Ich habe Hunger“ oder das ständige Nachfragen: „Sind wir bald da?“
Und das alles nur wegen eines Hotelgutscheins, den ich meinem Freund mal geschenkt hatte …
Warum wir uns für Urlaub ohne Kinder entschieden haben
Eigentlich war nämlich gar kein extra Urlaub ohne Kinder geplant. Jedoch hatte ich meinem Freund mal einen Hotelgutschein für zwei Personen geschenkt – der nun aber drohte abzulaufen.
Bei der Auswahl des Hotels entschied er sich für ein Haus am Meer, genauer in Lovran, Kroatien. Doch der Termin fiel genau auf den Geburtstag unserer Jüngsten.

Also verschoben wir die Buchung um ein paar Tage nach hinten. Es war zwar gegen Ende der Pfingstferien, und unsere große Tochter hätte theoretisch auch mitfahren können – doch als ich die lange Autofahrt nach Lovran vor mir sah, kamen schnell Zweifel:
„Wann sind wir da?“
„Mir ist schlecht …“
Die Vorstellung einer stundenlangen Fahrt mit einer Grundschülerin und einem Kleinkind klang wenig nach Erholung.
Noch dazu sollten es nur zwei Übernachtungen sein. Lohnt sich das wirklich – mit Kind und Kegel?
Kurzentschlossen fragte ich meine Mutter, ob sie nach dem Geburtstag unserer Jüngsten gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten auf ihre Enkelinnen aufpassen könnte. Eigentlich ist sie selbst ständig unterwegs, aber diesmal hatte sie Zeit und sagte zu unserer Überraschung ohne zu zögern zu.
Also nutzten wir diese einmalige Gelegenheit: ein kleiner Roadtrip wie in alten Zeiten – nur wir zwei.
Österreich, Slowenien, Kroatien, Italien – und zurück. In fünf Tagen und vier Nächten lag ein strammes Programm vor uns. Aber zum ersten Mal mussten wir auf keine festen Essenszeiten achten, kein Mittagsschläfchen einplanen, keine Spielplatzpause einlegen – und keinen Geschwisterstreit über uns ergehen lassen.
Ein Abenteuer war es trotzdem – aber eines, bei dem der Kaffee nicht kalt wurde und wir unsere Sätze mal zu Ende sprechen durften.
Raus aus dem Elternmodus– und rein in unseren ersten Urlaub ohne Kinder
Schnell merkten wir wieder, wie es ist, Paarzeit zu haben – Gespräche zu führen, die sich nicht um Kita-Eingewöhnung, Einkaufslisten oder die nächste U-Untersuchung beim Kinderarzt drehen. Gespräche, die nicht jäh unterbrochen werden.
Ohne Kinder konnten wir wieder ganz spontan reisen. Tun und lassen, worauf wir Lust hatten. Unbeschwert weit ins Meer hinausschwimmen, bei über 30 Grad alte Burgruinen besichtigen oder gemütlich in Geschäften stöbern. Selbst die langen Staus zwischen Österreich, Slowenien und Italien brachten uns nicht so schnell aus der Ruhe.
Abends gönnten wir uns ein Glas Wein oder einen Cocktail – ganz ohne Zeitdruck oder Absprache, wer am nächsten Morgen das Kinderprogramm übernimmt. Es war fast so wie früher, bevor wir Eltern wurden.
Ausschlafen, Ruhe, ein Glas Wein – und doch fehlt etwas
Ich bildete mir sogar ein, dass wir von anderen nun wieder primär als Paar wahrgenommen wurden. Und trotzdem: Wenn ich Familien mit kleinen Kindern sah, verspürte ich das Bedürfnis zu erzählen: „Wir sind auch Eltern.“ Gerade so, als müsste ich erklären, dass wir nur kurzzeitig aus dem Familienalltag ausgebrochen waren – Elternzeit mal anders.
Dabei wurde mir bewusst, wie sehr unsere Mädels uns im Urlaub auch fehlten. Besonders deutlich spürte ich das auf dem Rückweg, als wir durch Udine fuhren – ganz so wie bei unserem ersten Urlaub mit Baby. Vieles erinnerte mich an damals. Wir kamen an dem Café vorbei, in dem wir eine Stillpause eingelegt hatten. Damals hatte ich auf Alkohol und Koffein verzichtet – diesmal gab es zur Pizza ein Glas Vino.
Zwar konnten wir jetzt ausschlafen, unseren Cappuccino warm genießen und in Ruhe essen, worauf wir Lust hatten. Doch als ich andere Mütter sah, die ihre Babys stillten oder ihren Kindern Pizza in mundgerechte Häppchen schnitten, kam in mir der Wunsch auf, genau das auch wieder zu tun.

Im Museum der Festung Hohensalzburg in Österreich ertappte mich mein Freund dabei, wie ich historisches Spielzeug und Marionetten fotografierte – Dinge, die meinen Kindern sicher gefallen hätten.
Was war nur los mit mir?
Urlaub ohne Kinder, aber mit schlechtem Gewissen im Gepäck
Als wir in Rovinj Eiscreme kauften und durch Souvenirshops schlenderten, überlegte ich, was unsere Kinder sich wohl ausgesucht hätten.
Das schlechte Gewissen überkam offenbar nicht nur mich – auch mein Freund wurde nachdenklich. Schließlich landeten wir in einem Candyshop und kauften spontan überteuerte Riesengummibärchen als Mitbringsel.
Als ich dann noch mitbekam, dass unsere Kinder bei bestem Sommerwetter mit der Oma und ihrem Lebensgefährten einfach nur im Biergarten saßen, packte mich das schlechte Gewissen wieder. Wären sie jetzt bei uns, könnten sie nun mit uns im Meer planschen, durch den Garten unserer Unterkunft toben oder italienisches Eis schlecken.
Für einen kurzen Moment war das Gefühl von Leichtigkeit wieder weg – und das schlechte Gewissen wieder da.
Mit neuer Leichtigkeit zurück in den Familienalltag
Als wir nach fünf Tagen Urlaub ohne Kinder wieder zurückkamen, war die Freude auf beiden Seiten groß. Ich hatte das Gefühl, die Kinder wussten unsere gemeinsame Zeit plötzlich mehr zu schätzen. Selbst wenn es keine Quality-Time war, sondern einfach Familienalltag mit Einkäufen, Wäsche und dem üblichen Pflichtprogramm.
Uns als Paar hat diese kleine Auszeit gutgetan – einfach mal ohne To-do-Listen, ohne Zeitdruck und ohne Unterbrechungen zusammen unterwegs zu sein. Weil mein Freund unter der Woche in Österreich arbeitet, bleiben im Alltag meist nur die kurzen Wochenenden – und da ist oft kaum Raum für Zeit zu Zweit.
Auch für mich war diese Pause wertvoll. Gerade weil ich mir solche Momente, seit ich Mama bin nur selten gönne.
Deshalb war dieser Kurzurlaub so wichtig. Für uns als Paar – und auch ein kleines bisschen für mein eigenes Gleichgewicht.
Jetzt sind wir wieder im Elternmodus. Aber mit frischer Energie. Und mit ein bisschen mehr Leichtigkeit im Familienalltag.
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