Auf jegliches Rauchen, Passivrauchen, jeglichen Alkohol und auch auf Koffeinhaltiges verzichte ich zur Zeit als Geschenk für meinen Körper, weil er meinem Kind darin zur Zeit ein Zuhause ist. Ja, ich weiß: Zigaretten und Kaffee sind nicht wirklich gleichzusetzen, weil Rauchen ebenso wie Alkohol absolut nicht okay ist in der Schwangerschaft, Kaffee in Maßen ab und zu aber schon.
Für mich steht beides jedoch irgendwie für ein Lebensgefühl, ein Nichts-Müssen und Alles-Dürfen. So wie in unzähligen Liedern beschrieben.
Man braucht gefühlt keine Nahrung, wenn man nur genug Kaffee trinkt, und fühlt sich voller Energie. Gefühlt jedenfalls.
Ich persönlich habe für mich herausgefunden, dass ich Kaffee gar nicht besonders gut vertrage. Lange Zeit wurde mir Eisenmangel diagnostiziert, doch als ich in meiner Phase des Kinderwunsches komplett auf Kaffee verzichtete, war mein Eisenwert plötzlich, ohne jegliche Nahrungsergänzungsmittel, perfekt.
Es ist natürlich toll, wenn man das weiß, wenn man sich helfen kann und gut für sich sorgt. Aber wenn ich ehrlich bin, gibt es diese Tage, an denen ich keine Lust habe, an meine Listen mit Nährstoffen, Proteingehalt und enthaltenen Mineralstoffen zu denken und sich der Verzicht schwer anfühlt.
Kein Risiko
Doch ein Risiko zu tragen für das Leben in mir würde definitiv schwerer wiegen.
Während der Schwangerschaft ist der Körper ein geschützter Raum für das heranwachsende Leben. Alles, was ich als Mutter zu mir nehme, kann potenziell auch das ungeborene Kind erreichen, denn über die Plazenta werden nicht nur Nährstoffe, sondern leider auch schädliche Substanzen weitergegeben. Deshalb ist es besonders wichtig, in dieser sensiblen Zeit auf Giftstoffe wie Alkohol, Nikotin und Koffein zu verzichten.
Viele Menschen unterschätzen wohl die Wirkung von Alkohol in der Schwangerschaft. Doch selbst kleine Mengen können zu schweren körperlichen und geistigen Fehlentwicklungen führen, die ein Leben lang bestehen bleiben. Da man nicht genau sagen kann, ab welcher Menge Alkohol schädlich ist und ob es überhaupt eine „sichere“ Dosis gibt gilt null Promille in der Schwangerschaft.
Auch Nikotin kann in der Schwangerschaft gravierende Auswirkungen haben. Rauchen verengt die Blutgefäße und reduziert so die Sauerstoffzufuhr und Versorgung des Babys mit Nährstoffen. Auch Passivrauchen ist gefährlich, daher sollte man konsequent auf rauchfreie Räume achten.
Im Gegensatz zu Alkohol und Nikotin ist Koffein nicht grundsätzlich verboten, aber die Dosis macht den Unterschied. Große Mengen Koffein, wie sie in Kaffee, Energy-Drinks oder Cola enthalten sind, stehen in Verbindung mit einem erhöhten Risiko für das Baby, und wer ganz auf Nummer sicher gehen will, verzichtet auch darauf.

Verantwortung für zwei
Zigaretten finde ich heute, mehrere Jahre nach dem Abgewöhnen, (zum Glück) ziemlich eklig, wenn ich sie nur von Weitem rieche. Doch dabei geht es irgendwie um die Ästhetik. Ich kann nicht leugnen, dass die lässige Geste des an der Zigarette Ziehens mit einer Tasse Kaffee in der anderen Hand für mich immer etwas Faszinierendes hatte.
Ein gewisses Verantwortung-los-sein.
Doch ich trage die Verantwortung – nicht nur für mich, sondern auch für ein heranwachsendes, kleines Lebewesen in mir, das absolut wehrlos auf mich angewiesen ist.
Seine Knochen, seine Nervenbahnen, seine Haut und sein vertrauensvoll schlagendes Herz: Alles ist auf eine gute Versorgung mit Nährstoffen über die Plazenta durch mein Zutun an gesunder Ernährung und bewussten Entscheidungen angewiesen, um sich ideal entwickeln zu können.
Ich liebe das. Wie gesagt, ich habe mir Listen geschrieben, so viel über Gesundheit, Schwangerschaft und die Natur dazugelernt, und ich würde nichts tun, was unser Kind gefährden könnte.
Aber es für einen kurzen Moment beneiden, wenn ich andere Frauen in meinem Alter mit einem großen Eiskaffee und einer Zigarette in der Hand sehe, tue ich schon.

Was man wirklich braucht
Doch letztendlich geht es dann um etwas anderes. Es sind andere Fragen, die ich mir dann stellen sollte. Bin ich gestresst, weil ich zu lange nach der einen perfekten Wickelunterlage gesucht habe und sie nicht gefunden habe? Ist mein Baby vielleicht auch mit einer anderen Unterlage zufrieden, muss alles absolut perfekt sein? Oder kann ich Verantwortung oder Aufgaben abgeben? Verzicht kann manchmal mehr sein als nur ein Verlust – er kann ein Geschenk sein, das Raum schafft für das Wesentliche.
Unser Baby ist noch nicht da, doch die Prioritäten, Aufgaben und Verpflichtungen haben sich gefühlt schon sehr verändert.
Ich glaube, es ist okay, Kaffee und Zigaretten zu vermissen, wenn es einen daran erinnert, mal wieder etwas für sich selbst zu machen, bei sich selbst anzukommen. Verzicht als Geschenk zu erkennen, heißt auch, sich selbst liebevoll Raum zu geben und neue Wege zu finden, die Kraft schenken.
Das Baby wird, genauso wie es jetzt die nötigen Nährstoffe braucht, eine Mutter wollen, die ausgeglichen ist und sich selbst nicht vernachlässigt.
Neue, gesunde Rituale
So geht es also nicht im Geringsten um das Einatmen des giftigen Nikotins, sondern um einen tiefen, bewussten Atemzug voller Sauerstoff, voller Bewusstsein und Selbstfürsorge. Auch nicht um das sture Befolgen von Listen oder den reinen Verzicht, sondern um das bewusste Gestalten dieser besonderen Zeit. Schwangerschaft ist nicht nur eine Phase des Verzichts, sondern auch eine Einladung, neue, gesunde Rituale zu entdecken, die einen langfristig begleiten können.
Ein Spaziergang in der Morgensonne statt der Tasse Kaffee. Ein frischer Smoothie oder ein koffeinfreier Tee statt des dritten Espressos, um möglichst leistungsfähig zu sein. Eine kurze Meditation, um innezuhalten, wenn man das Gefühl hat, alles wird zu viel.
Denn das Baby braucht nicht nur eine gesunde Mutter, es braucht auch eine glückliche, ausgeglichene Mutter. Jemanden, der bei sich ist, in seinem Körper zu Hause, und in der Lage, die kleinen und großen Momente des Lebens zu genießen.
Vielleicht ist es genau das, was wir uns alle mitnehmen können, nicht nur in der Schwangerschaft: Verantwortung zu tragen heißt, bewusst zu wählen, was uns und denen, die wir lieben, wirklich guttut. Der bewusste Umgang mit Verzicht, das Annehmen von Verzicht als Geschenk, eröffnet neue Perspektiven und Lebensweisen.
Und wenn ich eines in dieser Zeit lerne, dann ist es, dass Verzicht manchmal kein Verlust ist, sondern ein Geschenk – für zwei Herzen, die zurzeit in meinem Körper schlagen.
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